Die Einweihung oder Initiation

Initiation (von lat. »initium« Eingang, Anfang), Einweihung in esot. Lehren und Gemeinschaften.
Das Prinzip der Initiation ist weit verbreitet und wird auch außerhalb und unabhängig von der Esoterik eingesetzt, so v. a. In Stammeskulturen, um den Übergang von der Kindheit zu einem mündigen Mitglied der Stammesgesellschaft zu markieren. Zu einer Initiation gehören Riten und mündliche Unterweisungen, die dazu dienen, die einzuweihende Person im Hinblick auf ihr religiöses Bewusstsein und oft auch auf ihren hierarch. Status innerhalb eines esoterischen Gesellschaft radikal zu transformieren.


Sie besteht aus mehreren Stadien:
einer vorbereitenden Einsamkeit bei Abschluss vom profanen, alltäglichen Leben, verschiedenen
initiatorische Prüfungen, deren Höhepunkt ein mystischen Tod bildet, der Wiederauferstehung aus diesem Tod und Neukonstitution der Persönlichkeit, der Annahme eines neuen Namens und der Offenbarung der esoterischen Lehren.


Initiationen beginnen mit einer psychologischen Krise des Initianden und physischen Krankheiten. Der angehende Schamane legt seinen alten Körper ab, Organe und Blut werden erneuert. Dann tritt er eine Reise in die Unterwelt an, wo er von Geistern und den Seelen verstorbener Schamenen Instruktionen erhält.


Mit diesem Wissen kann er die Reise in den Himmel antreten (Seelenreise). Seine Rückkehr auf die Erde schließt seine Initiation ab. Er besitzt nun alle Fähigkeiten, die den Schamanen oder die Schamanin auszeichnen. In der Geschichte der Esoterik ist die Initiation zuerst deutlich für die antiken Mysterien belegt. Die spätere Antike liefert viele Zeugnisse für Initiationen in apokalyptisch jüdischen und gnostischen sowie in manichäischen Gemeinschaften.


Zu ihrem Vollzug gehörte die Seelenreise des Initianten unter Anleitung eines Mystagogen. Vertreter des frühesten Christentums, insbesondere Clemens von Alexandria, scheinen eine Arkandisziplin mit initiatorischen Praktiken gekannt zu haben, die jedoch bald aus dem von der
Kirche bestimmten christlichen Gemeindeleben verdrängt wurden. Dennoch gibt es im Christentum wie in allen anderen Religionen ähnliche Rituale wie die Priesterweihe. Die mittelalterliche
Gesellschaft in Europa kannte Initiationen im Zusammenhang mit dem Eintritt in eine Zunft
oder Gilde sowie im Ritterritual der Schwertleite.


Beide sind im Hinblick auf die Geschichte der Esoterik von Bedeutung und liefern sehr wahrscheinlich Vorbilder für die Organisation vieler Geheimgesellschaften der frühen Neuzeit, insbesondere der Freimaurer und Templer.